Krebs: Die Sprache der Gene nutzen

Das genetische Risiko für Brust- und Eierstockkrebs lässt sich bestimmen.

Es gibt ein Recht auf Nichtwissen. Ein Recht darauf, nicht wissen zu wollen, ob Frau eine genetische Prädisposition für Brust- oder Eierstockkrebs hat. Nicht wissen zu wollen, wie groß das persönliche Risiko ist. Doch wer das Risiko nicht sehen will, läuft Gefahr, es damit noch viel größer zu machen.

Nein, sagt Prof. Dr. Christoph Mundhenke. Beileibe nicht jede Frau muss sich die Frage stellen, ob sie es wissen möchte. Denn je nach Art des Krebses sind genetische Ursachen für eine Erkrankung unterschiedlich wahrscheinlich. Brustkrebs wird nur in fünf bis zehn Prozent durch Veränderungen im Erbgut hervorgerufen. Wenn aber in der Familie mehrere Angehörige ersten Grades vielleicht sogar noch in einem frühen Lebensstadium an Krebs erkrankten, dann rät der Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Klinikum Bayreuth GmbH selbst gesunden Frauen in bestimmten Konstellationen zu einer vorausschauenden Untersuchung an einem Institut für Humangenetik.

Dabei muss eines klar sein. Sollten die Blutuntersuchung und Analyse von 15 verschiedenen Genen ein klar erhöhtes Risiko auf Krebs zeigen, ist das nicht mehr zu verdrängen. „Eine vorausschauende humangenetische Untersuchung ist nur sinnvoll, wenn die Ratsuchende bereit ist, gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen“, sagt Mundhenke, der auch stellvertretender Leiter des Onkologischen Zentrums und Leiter des Brustzentrums und des Gynäkologischen Krebszentrums ist. Deshalb gibt es die Vier-Wochen-Frist. So lange haben die gesunden Frauen mindestens Zeit, sich für oder gegen eine genetische Untersuchung zu entscheiden.

Und was, wenn der Test wirklich ein erhöhtes Risiko zeigt? Dann werden auf jeden Fall die Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen intensiver, werden deren Intervalle kürzer. Die US-Schauspielerin Angelina Jolie hatte sich nach einer solchen Analyse beide Brüste abnehmen lassen. „Sicher eine harte Entscheidung“, sagt Mundhenke. Und ganz sicher keine, vor der jede Frau mit erhöhtem genetischen Risiko steht. „Was Angelina Jolie getan hat, ist bemerkenswert“, sagt der erfahrene Arzt. Sie hat in aller Öffentlichkeit auch auf die Möglichkeit vorbeugender Operationen und auf die Chance auf ein gesundes Leben, die in den Gentests steckt, hingewiesen.“

Prof. Dr. Christoph Mundhenke Foto: Klinikum Bayreuth GmbH

Frauen, die an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind, machen häufig von der genetischen Analyse Gebrauch. Bei Eierstockkrebs sagen acht von zehn Frauen ja. Bei Brustkrebs ist es etwa jede zweite. Dass sich die Therapie nach einer solchen Untersuchung individuell ausrichten lässt, ist ein Argument, das viele überzeugt. Das andere sind die Konsequenzen für die eigene Familie – für die Töchter ganz besonders, denn mögliche Risikoveränderungen in den Genen werden jeweils zu 50 Prozent an die Kinder vererbt. Die Untersuchung bei an Eierstockkrebs erkrankten Frauen zeigen: Etwa jede Dritte hat eine genetische Prädisposition.
Ob vorausschauend oder als Basis für die Therapie: Die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Klinikum Bayreuth GmbH ist immer die richtige Adresse. Sie ist Teil des Brustzentrums, des Gynäkologischen Zentrums und des Onkologischen Zentrums der Klinikum Bayreuth GmbH, sie arbeitet unter dem Dach des Comprehensive Cancer Centers Erlangen-EMN mit dem Erlanger Institut für Humangenetik und dem Molekularen Tumorboard zusammen.

Für mehr Wissen: Prof. Mundhenke wird am Freitag, 4. Februar, im Rahmen des Patienten- und Patientinnentags am Onkologischen Zentrum einen Vortrag zu diesem Thema anbieten.

ONLINE-Veranstaltung zum Weltkrebstag

Mit Maske und Abstand: Gemeinsam gegen den Krebs
Patientinnen- und Patiententag des Onkologischen Zentrums der Klinikum Bayreuth GmbH
Freitag, 4. Februar 2022, 14 bis 17 Uhr
Mehr Infos zur Anmeldung unter www.klinikum-bayreuth.de

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